Die Blumenmalerin
Buch: Gedichte - Zweites BuchSammlung: Vermischte Gedichte II
Brach ein Leben bei den heitern Griechen, Bog der Freund sich auf den Todessiechen, Aufzuküssen seinen letzten Hauch. Blumen, nicht im einsam wilden Grase, Blumen, auch in der krystallnen Vase, Fiel ein schönes Loos im Sterben auch! Eure holden Aeuglein blicken trüber, In den bleichen Todesschlaf hinüber Neigt ihr schon die Häupter traurig matt; Während eure Blätter sich entfärben, Während eure schönen Blüthen sterben, Blüht ihr auf an diesem weißen Blatt. Blumen, eure letzten Blicke flehen: "Schöne Freundin! laß uns nicht vergehen! Tröste unser flüchtiges Geschick! Deinen zauberischen Pinsel tauche Eilig noch in unsre Sterbehauche, Küss die Seele auf in deinen Blick!" Und sie blickt und malt und blicket wieder, Blum' an Blume neigt getrost sich nieder, Wenn ihr Bild der Freundin schön gelang. Und es wagt die lieblichste der Frauen Nicht, vom schönen Werke abzuschauen, Vom besiegten Blumenuntergang.
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