In der Krankheit
Buch: Gedichte - Erstes BuchSammlung: Vermischte Gedichte
Nacht umschweigt mein Krankenlager: An der morschen Diele nur Reget sich der kleine Nager, Und es pickt die Pendeluhr, Die eintönig mich bedeutet, Wie das Leben weiter schreitet. Ueber trübe, heitre Stellen Schreitet's unaufhaltsam hin, Wie des Stromes rasche Wellen Blum' und Dorn vorüberziehn. Immer senkt die Bahn sich jäher, Kommt der Schritt dem Tode näher. Mir auch senkt sie sich, und schaurig Weht es aus der Niederung; Und, noch Jüngling, hör' ich traurig, Wie aus banger Dämmerung Meines Herzens matten Schlägen Rauscht die Todesflut entgegen. 2. Einsamkeit, mein stilles Weinen Rinnt so heiß in deinen Schooß; Doch du schweigst und hast nicht einen Seufzer für mein trübes Loos! Legen schon die Jugendjahre Abgeblüht mich auf die Bahre, Wird kein Auge feuchten sich? Wird kein Busen banger schlagen, Wenn sie mich zu Grabe tragen? Liebt kein Herz auf Erden mich? - Heißer strömt es von der Wange: Keines, keines! fühl' ich bange.
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