Wandrer und Wind

Buch: Gedichte - Erstes Buch
Sammlung: Reiseblätter II

Herbstwind, o sey willkommen!
Fünf Tage lag das Meer
So still, so bang beklommen,
Kein Lüftchen zog daher.
O Wind, nach deinem Rauschen
Sehnt' ich mich auf der See,

Wie einst mein Iägerlauschen
Im Wald nach Hirsch und Reh.
Wie geht es meinen Wäldern
Am frischen Neckarfluß?
Den heimathlichen Feldern?
Bringst du mir einen Gruß?

"Entlaubt hab' ich die Wälder
"Im raschen Wanderzug,
"Nahm durch die Stoppelfelder
"Den ungehemmten Flug.
"Nun ich durch Feld und Auen
"Mein Wanderliedlein pfiff,

"Komm' ich nach euch zu schauen
"Im Gmigrantenschiff.
"Weil alter Liebesbande
"Das Schifflein müd und matt,
"Jag' ich's vom Mutterstrande
"Dahin, ein welkes Blatt!"

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