Johannes Ziska - Bilder aus dem Hussitenkriege III

Buch: Größere lyrisch-epische Dichtungen
Sammlung: Ziska

Wer zum heil'gen Kampf berufen,
Ist glückselig dann zu preisen,
Wenn vor sich er seinen Feind hat,
Draufzuschlagen mit dem Eisen:

Wer nicht streitet nur mit Worten,
Die er zweifelnd muß vertrauen
Windeslaunen, Wetterlaunen;
Wer da weiß, wohin zu hauen.

Ziska, wildbeherzter Böhme!
Schwinge fröhlich Lanz' und Keule!
Bürgen sind dir deines Wirkens
Ströme Bluts und Sterbgeheule. -

Wieder hat er, Tod vergeudend,
Einen Tag hindurch geschlagen,
Möchte in der Nacht und Kühle
Weiter fechten mit Behagen.

Vorwärts treibt er seine Schaaren
Auf den nachtverbüllten Pfaden,
Um der Freiheit, feinem Liebchen,
Aufzuspielen Serenaden

Mit der Feldschlacht, seiner Orgel,
Die er Weiß so stark zu greifen;
Pfaffenvolk und Fürstenknechte
Sind die gellen Orgelpfeifen.

Doch es dunkelt tiefer immer
Ein Gewitter in die Schlucht,
Nur zuweilen über's Thal weg
Setzt ein Blitz in wilder Flucht.

Hemmend lagert sich das Dunkel
Um die Wagenburg, die Rosse,
Die Geschirr' im Winde rasseln
Und die Bündel der Geschosse.

Ziska spricht: "O wie so flüchtig
Dieser schöne Blitz entfährt!
Könnt' ich doch hier an die Tanne
Nageln ihn mit meinem Schwert!

"Daß ich Gottes Welt befreie,
Zahle heim die Racheschuld,
Brüder, könnt euch doch das Feuer
Leuchten meiner Ungeduld!"

Ha! ein Blitz, ein sonnenheller!
Herrlich strahlen aus der Nacht
Der Hussiten Schreckgestalten,
Ziska's Herz in Freude lacht.

Donner rollen, fernverhallend,
Aus des Himmels tiefster Brust,
Dem Gewitter lauscht der Feldherr
Nachtgebannt, mit Neideslust:

"Könnt' ich fliegen wie die Wolken,
Nachts in ungehemmter Eile!
Könnt' ich auf verschanzte Sünder
Schießen meine Todeskeile!"

Festgekoppelt stehn die Rosse,
Stampfend im Gewitterregen,
Manche Streiter, schlachtermüdet,
Schnarchen unter ihren Wägen;

Andre, lagernd im Gebüsche,
Singen Taboritenchöre;
Ziska harrt des Morgengrauens
Nnter einer alten Föhre.

Weitere Werke von Nicolaus Lenau bei Amazon