Johannes Ziska - Bilder aus dem Hussitenkriege I

Buch: Größere lyrisch-epische Dichtungen
Sammlung: Ziska

I.
Ruhig ist der Wald bei Trocznow
In der abendlichen Stunde,
Alle Wipfel sind so stille,
Wie die Wurzeln, tief im Grunde.

In Gedanken naht ein Reiter,
Um den Arm den Zaum geschlungen,
Schlendernd senkt den Kopf sein Rappe
In Gedankendämmerungen.

Plötzlich hält der Reiter inne,
Wie erwacht aus einem Traume,
Schreitet ab und zieht den Degen,
Spricht an einem Eichenbaume.-

Hier an dieser festen Eiche
Hat in einer Wetternacht,
Ueberrascht von scharfen Wehen,
Mutter mich zur Welt gebracht.

Nur'der Wald vernahm ihr Kreißen,
Windsbraut war die Hebeamme,
Und sie goß dem Kinde segnend
Ueber's Haupt die Blitzesflamme.

Für Geschosse mich zu stärken
Und ein hartes Heldenloos,
Schlug der Hagel meiner Mutter
In den schmerzgesprengten Schooß.

Donner war mein erstes Hören,
Sturm mein erster Athemzug;
Als ein rauher Wettersäugling
Nehm' ich meinen Heldenflug.

Huß! an dieser festen Eiche
Schwör' ich Rache deinem Tod;
Huß! vom Blute deiner Schergen
Wird es bald auf Erden roth.

Huß! so reich aus ihren Adern
Soll das Blut zu Boden laufen,
Daß es hundertmal dir könnte
Löschen deinen Scheiterhaufen.

Huß! vom Brandschutt ihrer Burgen
Soll die Erde schwarz sich färben;
Wo ich einen Priester treffe,
Soll er fallen, soll er sterben.

Rothgebeizt von Raucheswolken,
Soll des Himmels Aug' sich trüben;
Weil sie durften solchen Frevel
Ihm in's Angesicht verüben.

Mir im Herzen brennt ein Funken
Huß! von deinem Todesfeuer,
Nnauslöschbar; wie der Frevel
Sey die Rache ungeheuer.

Mann des Lichtes, Mann der Freiheit,
Bester, den die Welt getragen,
Schnöd verrathen, hingerichtet! -
Mordend will ich um dich klagen.

O wie still die Lüfte Böhmens
Horchen meinem Racheschwören!
Und die vaterländ'schen Blätter
Wollen mein Gelübde hören.

Leib und Seele will ich brauchen,
Schwert und Flammen und Geschoß,
Bis ich sterbe - hör' es, Böhmen!
Stille, stampfe nicht, mein Roß!

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