Der Seelenkranke

Buch: Gedichte - Zweites Buch
Sammlung: Sonette

Ich trag' im Herzen eine tiefe Wunde,
Und will sie stumm bis an mein Ende tragen;
Und fühl' ihr rastlos immer tiefres Nagen,
Und wie das Leben bricht von Stund' zu Stunde.

Nur Eine weiß ich, der ich meine Kunde
Vertrauen möchte und ihr Alles sagen;
Könnt' ich an ihrem Halse schluchzen, klagen!
Die Eine aber liegt verscharrt im Grunde.

O Mutter, komm, laß dich mein Flehn bewegen!
Wenn deine Liebe noch im Tode wacht,
Und wenn du darfst, wie einst, dein Kind noch Pflegen,

So laß mich bald aus diesem Leben scheiden,
Ich sehne mich nach einer stillen Nacht,
O hilf dem Schmerz dein müdes Kind entkleiden.

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