Begraebniss einer alten Bettlerin
Buch: Gedichte - Erstes BuchSammlung: Leben und Traum
Vier Männer dort, in schwarzem Kleid, Die tragen auf der Bahre, Lastträger, ohne Lust und Leid, Des Todes kalte Waare. Sie eilen mit dem todten Leib Hinaus zum Ort der Ruhe. Schlaf wohl, du armes Bettelweib, In deiner morschen Truhe! Dir folgt kein Mensch zum Glockenklang Mit weinenden Geberden; Die Noth nur blieb dir treu, so lang Von dir noch was auf Erden. Dir gab der Menschen schnöder Geiz Gin Leichentuch, zerfetzet, Hat ein verstümmelt Christuskreuz Dir auf den Sarg gesetzet; Doch kränkt dich nicht der bittre Spott In deinem tiefen Frieden, Daß man selbst einen schlechtern Gott Dir auf den Weg beschieden. Einst blühtest du im Jugendglanz, Vom ganzen Dorf gepriesen, Die schönste Maid am Erntetanz, Dort unten auf der Wiesen. Folgt keiner dir der Bursche nach, Die dort mit dir gesprungen? Wohl längst die muntre Fiedel brach, Die dort so hell geklungen!
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