Wandel der Sehnsucht

Buch: Gedichte - Erstes Buch
Sammlung: Sehnsucht

Wie doch dünkte mir die Fahrt so lang,
O wie sehnt' ich mich zurück so bang
Aus der weiten, fremden Meereswüste
Nach der lieben, fernen Heimathküste.

Endlich winkte das ersehnte Land,
Jubelnd sprang ich an den teuern Strand,
Und als wiedergrüne Jugendträume
Grüßten mich die heimathlichen Bäume.

Hold, und süßverwandt, wie nie zuvor,
Klang das Lied der Vögel an mein Ohr:
Gerne, nach so schmerzlichem Vermissen,
Hätt' ich jeden Stein an's Herz gerissen.

Doch, da fand ich dich, und - todesschwank
Jede Freude dir zu Füßen sank,
Und mir ist im Herzen nur geblieben
Gränzenloses, hoffnungsloses Lieben.

O wie sehn' ich mich so bang hinaus
Wieder in das dumpfe Flutgebraus!
Möchte immer auf den wilden Meeren
Einsam nur mit deinem Bild verkehren!

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