Einsamkeit I
Buch: Gedichte - Zweites BuchSammlung: Liebesklänge
Wildverwachsne, dunkle Fichten, Leise klagt die Quelle fort; Herz, das ist der rechte Ort Für dein schmerzliches Verzichten! Grauer Vogel in den Zweigen! Einsam deine Klage singt, Und auf deine Frage bringt Antwort nicht des Waldes Schweigen. Wenn's auch immer schweigen bliebe, Klage, klage fort; es weht, Der dich höret und versteht, Stille hier der Geist der Liebe. Nicht verloren hier im Moose, Herz, dein heimlich Weinen geht, Deine Liebe Gott versteht, Deine tiefe, hoffnungslose! Urwald, in deinem Brausen und ernsten Dämmerschein Mit der Geliebten hausen Möcht' ich allein - allein! Von deinen schlanksten Bäumen Baut' ich ein Hüttlein traut Mir aus zu Himmelsräumen; O komm, du schöne Braut! Ich legte Moosgebreite Weich unter ihren Schritt, Und meine Liebe streute Ich unter ihren Tritt. Für sie das Wild erjagen, Aus tiefster Schlucht empört! Für sie den Feind erschlagen, Der unsern Frieden stört! Ich würd' in Mondesnächten, Beim stillen Sternentanz, Von wildern Liedern flechten Um meine Braut den Kranz: Und in den Abendgluten Am Fels hier oben stehn, Mit ihr die Donnerfluten Zum Abgrund stürzen sehn; Und weit hinunter blicken Ließ' sie mein starker Arm; Wie würd' ich sie dann drücken An's Herz so fest und warm!
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